Mit der Rede vom "Abendland" wird eine vorwiegend deutsche Europa-Diskussion beschrieben, die zwischen dem Ende des Ersten Weltkriegs und dem Anfang der sechziger Jahre Wirksamkeit entfaltete. In zwei Wellen formte sie in der Zwischenkriegszeit und in den fünfziger Jahren als "hegemoniale Integrationsideologie" einen christlich-katholisch geprägten Konservatismus. Die dabei anzutreffenden primär diachronen ideengeschichtlichen Transferleistungen müssen jedoch um einen Blick auf die Jahre des "Dritten Reiches" ergänzt werden, in denen sich die Protagonisten des katholischen Europadenkens in großem Maße auf die Ideen und Ordnungsvorstellungen des Nationalsozialismus einließen.
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Imperien und "composite states" waren vormoderne Herrschaftsgebilde, die in politischer, administrativer, wirtschaftlicher, rechtlicher und kultureller Hinsicht durch ein hohes Maß an Heterogenität geprägt waren. Dies stellte im Europa der Frühen Neuzeit keineswegs eine Ausnahme, sondern eher den Normalfall dar. Allerdings werden diese beiden Herrschaftsformen in der Forschung bislang überwiegend getrennt betrachtet. Die Fallbeispiele Schweden und Spanien, beides vormoderne Staatswesen mit einem "zusammengesetzten" Charakter und imperialen Tendenzen, verdeutlichen in diesem Zusammenhang mustergültig die Pluralität der diesbezüglichen Erscheinungsformen und die damit einhergehende Notwendigkeit transregionaler und -nationaler Betrachtungsweisen, die die reziproken Interaktions-, Transfer- und Rezeptionsprozesse zu erfassen in der Lage sind.
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Eine Region ist eine Raumeinheit mittlerer Größe, die durch ihre relative Unbestimmtheit und Fluidität gekennzeichnet ist. Sie bedarf einer Referenzgröße, definiert sich mithin in Abgrenzung von bzw. in Beziehung zu kleineren Raumeinheiten, wie Städten, sowie zu größeren Raumeinheiten, wie etwa dem Nationalstaat. Ausgehend von einem soziologischen Verständnis von Raum, das diesen als "relationale (An)ordnung sozialer Güter und Menschen (Lebewesen) an Orten" (Martina Löw) begreift, betont die neue Regionalgeschichte den fortdauernden Prozess der Konstruktion von Regionen und akzentuiert damit ihre historische Dimension.
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Der deutsche Begriff "Reich" hat in mehrere europäische Sprachen Eingang gefunden, im Deutschen steht er für verschiedene Epochen und Herrschaftsverhältnisse. "Das Reich" dagegen bezieht seine suggestive Kraft aus einem Zusammenspiel von säkularen und religiösen Impulsen. Dieses deutsche Reich – eigentlich das "Heilige Römische Reich Deutscher Nation" oder auch das "Alte Reich", wie es in der modernen Geschichtswissenschaft zur Unterscheidung vom Deutschen Reich von 1871 häufig genannt wird – spielte in der europäischen Geschichte vom Mittelalter bis zu seiner Auflösung im Jahr 1806 eine zentrale Rolle. Die Diskussion um sein Erbe hat bis in die Gegenwart nicht aufgehört, die Wissenschaft zu beschäftigen.
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This article discusses the transformation of Europe from a collection of Christian dynasties and (city-) republics, which were all part of the Church of Rome and represented at the Councils of Constance (1414–1418) and Basle (1432–1448), to a Europe of sovereign states. Of these states, five would go on to dominate Europe for much of 18th, 19th and the first part of the 20th century. These five powers saw their position of dominance destroyed by the First and Second World Wars, after which Europe was dominated by two powers which were fully or partly non-European, the Soviet Union and the United States, both of which led alliance systems (Warsaw Pact, North Atlantic Treaty Organization). Given that one of these alliance systems has already ceased to exist, it can be argued that the emergence of the modern occidental state remains the most significant development in modern world history.
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This article explores the transformation of the directional concept "the west" into the socio-political concept "the West". From the early 19th century onward, the concept of the West became temporalized and politicized. It became a concept of the future ("Zukunftsbegriff"), acquired a polemical thrust through the polarized opposition to antonyms such as "Russia", "the East", and "the Orient", and was deployed as a tool for forging national identities. The gestation of "the West" went hand-in-hand with the gradual substitution of an east-west divide for the north-south divide that had dominated European mental maps for centuries.
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