Mit den Schlagworten "Amerika" und "Amerikanisierung" verband sich nach dem Ersten Weltkrieg in Europa eine massive wirtschaftliche, gesellschaftliche und kulturelle Herausforderung. Der Beitrag bewertet im deutsch-französischen Vergleich das jeweilige Ausmaß dieses Vorgangs. Nach einem ersten Abschnitt zu den historischen Voraussetzungen der jeweiligen nationalen Amerika-Diskurse werden im zweiten Kapitel verschiedene Erscheinungsformen der "amerikanischen" Herausforderung vorgestellt und systematisiert (wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklungen in den USA; massenkulturelle "Importe" aus den USA; generelle technische und soziokulturelle Modernisierungen, die vielfach mit dem Begriff des "Amerikanismus" identifiziert wurden). Dabei wird auch auf die charakteristischen Reaktionen eingegangen, wie sie in den deutschen und französischen Amerika-Debatten zum Ausdruck kamen. Im dritten Kapitel folgen dann eine komparatistische Synthese und ein kurzer Ausblick bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Der Aufsatz kommt zu dem Ergebnis, dass die Brisanz der amerikanischen Herausforderung trotz grundlegender Ähnlichkeiten in Deutschland größer war als in Frankreich. Die eigene "Amerikanisierung" war bereits weiter vorangeschritten, das Gegeneinander von Amerikanismus und Amerikakritik war heftiger, und die Konsequenz eines "reaktionären Modernismus" (Jeffrey Herf), die den Willen zur technisch-ökonomischen Rationalisierung mit einer Ablehnung der massenkulturellen Moderne verband, war stärker entwickelt.
Abstract eines Beitrags aus dem "Themenportal Europäische Geschichte". Volltext: http://www.europa.clio-online.de/2007/Article=193