Christian Frederik Emil Horneman (1840-1906)@Christian Frederik Emil Horneman@(VE)@freigabe

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Originalbeitrag

Komponist, Dirigent, Musikverleger[Christian Frederik Emil Horneman (1840–1906) IMG]
evangelisch-lutherisch*
17.12.1840 in Kopenhagen
† 08.06.1906 in Kopenhagen

Zur Person

C. F. E. Horneman wuchs als Sohn des Musikverlegers Johan Ole Emil Horneman (1809-1870)1 in Kopenhagen auf. Die patriotische Einstellung des Vaters übertrug sich auf Horneman, der zeitlebens dem Gedanken einer dänischen oder nordischen Musikkultur nachhing.

Als Student des Leipziger Konservatoriums in den Jahren 1858 bis 1860 kam C. F. E. Horneman erstmalig mit dem deutschen Musikleben in Kontakt. Hier traf er auf den norwegischen Komponisten Edvard Grieg (1843–1907), woraus sich eine lebenslange Freundschaft entwickelte, die u. a. auf der gemeinsamen Verfolgung "skandinavischer" Zusammenarbeit beruhte.2 Hintergrund dessen war auch die gemeinsame ablehnende Haltung den Leipziger Zuständen gegenüber, die als konservativ wahrgenommen wurden.

Zurück in Kopenhagen versuchte Horneman, neue Akzente zu setzen. Grenzen setzten ihm jedoch der alles dominierende Niels W. Gade (1817–1890) und sein Kreis. In der Folge scheiterte Horneman mit dem Versuch, alternative Konzertangebote einzurichten bzw. zu leiten. Der Konzertverein Euterpe überlebte nur von 1865 bis 1868. Aus dem Nachfolgeprojekt Koncertforeningen ("Konzertverein"), das weitaus länger existierte (1874 bis 1893), schied Horneman nach zwei Jahren wegen schlechter Leistungen als Dirigent und Differenzen mit dem Vorstand aus. Erst mit der Gründung seines "Musik-Instituts", das sich stark am Modell des Leipziger Konservatoriums orientierte, konnte Horneman einen längerfristigen Erfolg verbuchen. Das Institut wurde stark von Kopenhagener Schülern frequentiert. Auch nach Hornemans Tod 1906 existierte es noch bis 1920 weiter.3

Aufgrund dieser zahlreichen Projekte, die u.a. seine Existenzgrundlage darstellten, blieb Horneman wenig Zeit für sein kompositorisches Schaffen. Stilistisch fügte er sich in die durch die Komponisten Johann Peter Emilius Hartmann (1805–1900) und Niels W. Gade begründete Tradition der dänischen Nationalromantik ein. Dennoch spielte die Auseinandersetzung mit der Leipziger Schule bei Horneman eine erhebliche Rolle und stellt damit ein Gegenbeispiel für die Abkehr nordischer Komponisten von dieser Kompositionsästhetik dar, wie sie in den 1860er Jahren in großer Zahl stattfand. Häufig wurde ihr stilistisches Regelwerk als nicht mehr zeitgemäß bzw. reaktionär rezipiert.4 Trotz seiner ansonsten kritischen Haltung Leipzig gegenüber entdeckte Horneman das Postulat der klaren Form und der funktionsgebundenen Harmonik der Leipziger Schule für sein Werk neu. Die Leipziger Ästhetik fungierte hier als Synthese zwischen nationaler Tonsprache und universellen Struktur- und Formelementen. Die Notwendigkeit einer soliden musikalischen Grundausbildung durch die Leipziger Schule scheint damit der Entwicklung des Personalstils vorgeschaltet gewesen zu sein.

3. Hörbeispiel: C.F.E. Horneman: Aladdin-Ouvertüre: 1864 komponiert, wurde die Aladdin-Ouvertüre 1866 in der Stockholmer Euterpe uraufgeführt.

Yvonne Wasserloos

Anhang

Werkverzeichnis (Auswahl)

Nach: Wasserloos, Yvonne: Art. "Familie Horneman", in: Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Bd. 9. Kassel u.a. 2003, Sp. 365 f.; Dies.: Kulturgezeiten: Niels W. Gade und C.F.E. Horneman in Leipzig und Kopenhagen, Hildesheim u.a. 2004 (Studien und Materialien zur Musikwissenschaft 36).

Vokalmusik

Hymne für Solo, Chor und Orchester (1862), Uraufführung: 22.04.1865, Kopenhagen.

Lyrisk Suite (1878), Uraufführung: 1902, Kopenhagen.

Kalanus (1890), Uraufführung: 01.09.1906, Kopenhagen.

Lieder nach Gedichten u.a. von Heinrich Heine und Ludwig Uhland.

Bühnenmusik

Aladdin (1864–1888), Uraufführung: 18.11.1888, Kopenhagen.

Gurre (1901), Uraufführung: 09.02.1901, Kopenhagen.

Instrumentalmusik

Streichquartett Nr. 1 g-Moll (1859).

Streichquartett Nr. 2 D-Dur (1861).

Aladdin-Ouvertüre (1864); Uraufführung: 14.04.1866, Euterpe, Kopenhagen.

Ouverture héroïque – Helteliv (1867), Uraufführung: 1867, München.

Schriften

Zahlreiche Artikel zu musikalischen Fragen, unveröfftl., Ms. in Det Kongelige Bibliotek København.

Quellen

Rung, Frederik: Forhandlingsprotokol for Bestyrelsen af C.F.E. Hornemans Musik-Konservatorium 1908[-1920], [Protokoll der Sitzung am 4. Dez. 1920], S. 21 f.

Literatur

Reisaus, Joachim: Grieg und das Leipziger Konservatorium: Untersuchungen zur Persönlichkeit des norwegischen Komponisten Edvard Grieg unter besonderer Berücksichtigung seiner Leipziger Studienjahre, Leipzig 2002.

Wasserloos, Yvonne: Kulturgezeiten: Niels W. Gade und C.F.E. Horneman in Leipzig und Kopenhagen, Hildesheim u.a. 2004 (Studien und Materialien zur Musikwissenschaft 36).

Anmerkungen

  1. ^ Emil Horneman hatte sich als Komponist dänischer Kampf- und Soldatenlieder im ersten deutsch-dänischen Krieg einen Namen gemacht. Vor allem das Lied "Dengang jeg drog afsted" ("Damals, als ich fortzog") auf den Text von Peter Faber (1810–1877) stieg zu Hymne der Soldaten auf. 1848 bekam Emil Horneman dafür den hohen Orden Ridder af Dannebrog verliehen.
  2. ^ Zum Verhältnis zwischen Grieg und Horneman siehe das entsprechende Kapitel bei Wasserloos, Kulturgezeiten 2004.
  3. ^ Nach Beschluss des Vorstandes wurde das Institut aufgrund zu großer finanzieller Defizite aufgelöst. Vgl. Rung, Forhandlingsprotokol 1920.
  4. ^ Die Kompositionen Edvard Griegs sind in diesem Zusammenhang ausgiebig untersucht worden, z.B. bei Reisaus, Grieg und das Leipziger Konservatorium 2002.