Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts intensivierten sich die Beziehungen zwischen den europäischen Freimaurer-Dachverbänden. Dadurch formierten sich grenzüberschreitende Netzwerke, die sich um 1900 in transnationalen Bewegungen und (ansatzweise) Organisationen verdichteten. Der Beitrag skizziert die Akteure und Mittler sowie die geographischen Schwerpunkte dieser Netzwerkbildungen, ideelle Motivationen und pragmatische Triebkräfte sowie die Konflikte und Widerstände. Staatenübergreifende Netzwerke und transnationale Bewegungen ermöglichten nur bedingt "konzertierte Aktionen" einer freimaurerischen "Internationale", die weitgehend eine Utopie blieb. Zwar sind auch in den europäischen Freimaurereien bestimmte Mechanismen des Internationalismus zu fassen. Allerdings konnte es Freimaurern auf transnationaler noch weniger als auf nationaler oder lokaler Ebene gelingen, das Ideal eines geschützten, aus weltlichen Bindungen gelösten Binnenraums ritueller "Bruderschaft" umzusetzen. Mehr…
Die heute bestehenden internationalen zumeist protestantisch dominierten Konfessionsverbände (v. a. Ökumenischer Rat der Kirchen, Lutherischer Weltbund, Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen) haben Wurzeln im 19. Jahrhundert. Gemeinsam verstehen sich diese Konfessionsverbände als Ökumenische Bewegung. Sie stehen im Kontext von Globalisierungen, die Versuche zur Bearbeitung und letztlich Überwindung konfessioneller Spaltungen sowie nationaler und kultureller Gegensätze innerhalb des Christentums dringlich erscheinen ließen. Parallel zum Ökumenischen Rat und seinen Vorläufern entstanden auf internationaler Ebene der Völkerbund und 1945 die Vereinten Nationen. Zugleich war die Herausbildung ökumenischer Vereinigungen und Zusammenschlüsse eine Reaktion auf zunehmende Säkularisierungstendenzen insbesondere in Westeuropa. Mehr…
Aus dem 1863 gegründeten Genfer Komitee zur Hilfe verwundeter Soldaten und zur Weiterentwicklung des Völkerrechts entstand die bis heute florierende internationale Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung. Diese konnte sich nicht nur in christlich oder westlich geprägten Ländern etablieren, sondern fand auch in anderen kulturellen Kontexten wie der islamischen Welt großen Anklang, weil sie an dortige Diskurse und Praktiken von Wohltätigkeit anknüpfte. Angesichts von Kolonialismus, Nationalismus und Dekolonisation im Laufe des 19. und 20. Jahrhunderts stieß die Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung aber immer wieder an Grenzen, die ihre humanitären Prinzipien in Frage stellten. Der Artikel untersucht aus globalgeschichtlicher Perspektive, mit welchen Durchsetzungs- und Aneignungsstrategien sich die Bewegung diesen Herausforderungen politischer, aber auch kultureller und sozialer Art in den letzten eineinhalb Jahrhunderten gestellt hat. Mehr…
The Young Men's Christian Association is one of the largest and oldest youth movements in the world. From the perspective of organisation studies, the YMCA can be seen as a "successful organisation", since it has not changed its mission while expanding and extending its membership and clientele. This article focuses on how the YMCA emerged and how expansion to different parts of the world modified its activities. Mehr…