Europäische Freimaurereien (1850–1935): Netzwerke und transnationale Bewegungen@Freimaurereien (1850–1935)@(BE)@freigabe
CC by-nc-nd Joachim Berger
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Freimaurerei und Freimaurereien
Bereits um 1789 soll es in Europa um die 100.000 Freimaurer gegeben haben.1 Um 1930 hatten der Grand Orient und die Grande Loge de France zusammen etwa 47.000, die deutschen Großlogen um die 70.000 und die United Grand Lodge of England etwa 300.000 Mitglieder.2 Diese Zahlen deuten eine anhaltende Attraktivität dieser Assoziationsform für die von ihr angesprochene Klientel an – (vor allem) Männer mit in der Regel etablierter beruflicher und sozialer Stellung. Freimaurerei war ein europaweites Phänomen. War sie von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis in die Zwischenkriegszeit auch ein Indikator für oder ein Motor von Europäisierungsprozessen?
Schon im 18. Jahrhundert hatte sich Freimaurerei in Europa in diverse Logensysteme ausdifferenziert. Es entstand eine Vielzahl europäischer Freimaurereien und Ritualsysteme, die sich entlang nationaler Grenzen organisierten. Entscheidende Differenzierungsmomente waren die Stellung der Logen zu Staat und Politik sowie das Verhältnis von Freimaurerei und Religion.3 Das weltanschauliche "Alternativangebot" der Logen und ihre Verschwiegenheit über ihr Innenleben provozierten früh antifreimaurerische Ressentiments, vor allem seitens der katholischen Kirche. "Antimasonismus" war ein Hintergrundtext der gesamten Epoche.4 Er beförderte den latenten oder offenen Antiklerikalismus vieler Freimaurer.
In der Aufklärung hatte sich "das Selbstverständnis elitär wirkender Zirkel von Weisen und Lehrern mit dem Bild des Universalismus, des alle Welt umspannenden Menschheitsbundes", der freimaurerischen "Weltbruderkette" verbunden.5 Weltbürgertum und Kosmopolitismus waren die Stichwörter einer grenzüberschreitenden Ideologie, unter deren Banner Freimaurer den Turm von Babel in harmonischer und friedvoller Weise wiedererrichten wollten. Dabei waren sie stets einer Spannung zwischen den als universal verstandenen Grundwerten des Ordens und der Verpflichtung des einzelnen Logenmitglieds gegenüber seinem Vaterland ausgesetzt. Diese Spannung verschärfte sich in dem Maße, in dem sich die Strukturierung in national(staatlich)e Freimaurer-Dachorganisationen ("Großlogen" oder "Großoriente", Überbegriff: "Obedienzen") in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts verfestigte.6
Schon im 18. Jahrhundert hatte dem universalen Anspruch der Logen ein elitäres Selbstverständnis bzw. ein (meist unausgesprochenes) Bekenntnis zu einer Art "spirituelle[r] Aristokratie"7 entgegengestanden, das zu exkludierenden Praktiken führte. Diese drückten sich, je nach Obedienz, im Ausschluss wahlweise von Nichtchristen im Allgemeinen (und Juden im Speziellen), von Frauen sowie – in den Kolonien – von Männern nicht-europäischer Abstammung aus. Dieses exkludierend-abgrenzende Moment zieht sich auch durch die Netzwerkbildungen auf europäisch-transnationaler Ebene.8
Die Verbindungen zwischen Freimaurern, die zu europäischen Netzwerkbildungen führen konnten, waren von sehr unterschiedlicher Reichweite und Intensität, wobei zwischen der individuellen, der lokalen und der territorialen bzw. nationalen Ebene zu unterscheiden ist.9 Die drei Ebenen waren insofern miteinander verflochten, als Funktionäre der Großlogen auch in lokalen Logen aktiv waren, und sowohl Großlogen- als auch Logen-"Beamte" an bestimmten inter- bzw. transnationalen Foren teilhaben konnten, die nicht von den Großlogen als Körperschaften organisiert waren. Dieser Beitrag konzentriert sich auf die dritte Ebene, die der (national/territorial organisierten) Großlogen und Obersten Räte sowie ihrer Funktionsträger. Die Summe dieser bilateralen Verbindungen wird hier als internationale (freimaurerische) Beziehungen gefasst. Unter transnationalen Bewegungen und Organisationen sind bestimmte Gruppen von freimaurerischen Akteuren zu verstehen, die regelmäßig über nationale Grenzen hinweg agierten und zur Ausübung ihrer grenzüberschreitenden Zusammenarbeit Regelungsmechanismen aufstellten.
Akteure und Mittler
Im Verlauf des 19. Jahrhunderts formalisierten sich die internationalen Beziehungen der Großlogen, indem sie Elemente der zwischenstaatlichen Beziehungen und der Diplomatie aufnahmen. Die wechselseitige Anerkennung zweier Großlogen drückte sich in der Aufnahme offizieller Beziehungen mit dem Austausch von Repräsentanten oder "Freundschaftsbürgen" (frz. garants d'amitié) aus: Eine Großloge wählte sich ein Mitglied einer auswärtigen Großloge, das als ihr Vertreter bei dieser auswärtigen Loge fungierte. Dieser Freundschaftsbürge erhielt regelmäßig die Sitzungsprotokolle der von ihm vertretenen Großloge und konnte sich mit deren internen Verhältnissen vertraut machen, musste also die jeweilige Sprache beherrschen. Darüber hinaus hatte er Anliegen seiner "Mandantin" zu vertreten und im Konfliktfall zu vermitteln. Diese Repräsentanten waren, neben den die gesamte Korrespondenz einer Obedienz führenden "Großsekretären" sowie den vorsitzenden "Großmeistern" und deren Stellvertretern, die personalen Knoten im grenzüberschreitenden Netzwerk einer Großloge. Wie solche Verbindungen zwischen zwei Obedienzen zustande kamen, hing von zahlreichen Faktoren ab. In der Regel ergriff die Großloge, die nach einer möglichst breiten Akzeptanz strebte, die Initiative. Dem Austausch von Repräsentanten ging in den meisten Fällen ein informell begleiteter Prozess des Kennenlernens sowohl der Rituale und Konstitutionen als auch des Leitungspersonals beider Großlogen voraus.
"Geborene" Mittler waren beispielsweise die Mitglieder europäischer Herrscherdynastien, die hohe Stellungen in ihren Obedienzen einnahmen. Nicht nur in England bestanden zwischen der Großloge und den regierenden Häusern enge Verbindungen. Auch in Preußen, Schweden, Dänemark und den Niederlanden stellten die herrschenden Dynastien im 19. Jahrhundert regelmäßig die Häupter der nationalen Freimaurerorganisationen.10 Allerdings hielten sich ausgerechnet die Großlogen, die Mitglieder der Königsfamilien in ihren Reihen führten, vom freimaurerischen Internationalismus fern. Dabei handelte es sich zugleich ausschließlich um protestantische Dynastien. In den europäischen Ländern mit katholischen Königsfamilien (Spanien, Italien, Belgien) standen Freimaurer meist in Opposition zur katholischen Kirche und hatten auch deshalb keinen Rückhalt bei den jeweiligen Dynastien.
Als Mittler fungierten zudem häufig Emigranten, die die Interessen ihrer Heimatgroßloge bei der um Anerkennung nachsuchenden Großloge vertraten. In manchen europäischen Metropolen bildeten sich "ausländische Logen", die sich der Großloge des Gastlandes anschlossen und deren Ritual in ihrer muttersprachlichen Übersetzung praktizierten. In London beispielsweise "arbeiteten" vor dem Ersten Weltkrieg je zwei deutschsprachige und französischsprachige Logen sowie eine italienischsprachige Loge. Ihre Mitglieder waren somit ebenfalls geborene Mittler zwischen verschiedenen nationalen Freimauersystemen und -organisationen. Zum Beispiel wurde die Aufnahme von Beziehungen zwischen der United Grand Lodge of England und der Großen Mutterloge des Eklektischen Freimaurerbundes mit Sitz in Frankfurt am Main (Eklektischer Bund) im Jahr 1897 entscheidend durch Caesar Kupferschmidt (1840–1901)11 vorbereitet. Er war Mitglied der deutschsprachigen s "Pilger" und zudem mit der deutschen Korrespondenz der englischen Großloge betraut.12 Als die englische Großloge 1932 die im Ersten Weltkrieg abgebrochenen Beziehungen zu drei deutschen Obedienzen wieder aufnahm, hatten zwei Mitglieder der Logen "Pilger" und "Deutschland" entscheidend vermittelt.13
Netzwerk- und Lagerbildungen
Die internationalen Beziehungen und Netzwerke europäischer Freimaurereien setzten sich aus einer Vielzahl bilateraler Verbindungen zwischen Großlogen zusammen. Der Eklektische Bund beispielsweise unterhielt 1844 mit nur fünf deutschen Großlogen und der Großloge von New York offizielle Beziehungen. Im Jahr 1913 war die kleine deutsche Großloge in Europa mit 17 Obedienzen und damit allen Hauptrichtungen der europäischen Freimaurereien vernetzt. Parallel dazu hatte sie die Beziehungen zu nord- und südamerikanischen Obedienzen ausgebaut.14
Die Intensivierung der bilateralen Beziehungen zwischen den Obedienzen nach 1850 entspricht allgemeinen Trends innereuropäischer und transnationaler Vernetzungen in der zweiten Jahrhunderthälfte. Allerdings ist auf ganz Europa bezogen kein kontinuierlicher Wachstumsprozess festzustellen.15 Und die bilateralen Beziehungen der Großlogen bildeten untereinander kein gemeinsames Netzwerk, das alle Großlogenfunktionäre auf dem europäischen Kontinent in regelmäßigen Interaktionen miteinander verbunden hätte. Vielmehr knüpfte jede Obedienz ihr eigenes Netz, das lediglich punktuell mit den Netzwerken anderer Obedienzen verbunden war. Dennoch standen die meisten Obedienzen durch das umfangreiche Korrespondenz- und Berichtswesen miteinander in indirekten Beziehungen. Die Repräsentanten auswärtiger Großlogen hatten aus deren Sitzungsprotokollen regelmäßig ihren heimischen Großlogen zu berichten. Dabei referierten sie die auswärtigen Beziehungen ihrer "Mandantinnen". Deren Protokolle gaben wiederum häufig Referate aus anderen Obedienzen über deren auswärtige Beziehungen wieder, und so fort. Damit erhielt eine Großloge auch Einblick in Beziehungen zwischen solchen Obedienzen, mit denen sie selbst keinen offiziellen Verkehr hatte. Jedes zusätzliche Repräsentationsverhältnis vermehrte also die Kenntnis über andere Großlogen um ein Vielfaches.16 Allerdings standen die Außenverhältnisse in den Großlogenversammlungen selten an erster Stelle – Finanzen, Personalia, Wohltätigkeit, Festlichkeiten und Ritualangelegenheiten nahmen in der Regel wesentlich breiteren Raum ein.17
Aus den Überschneidungen bzw. Knotenpunkten dieser verschiedenen Großlogennetze lassen sich bestimmte geographisch-territoriale Räume konstruieren, in denen sich (auf der Ebene der Obedienzen) freimaurerische Netzwerke und Lager bildeten, insofern man sich auf die internationalen Kongresse der 1890er und 1900er Jahre, das Bureau international de relations maçonniques (1903–1921) und die Association maçonnique internationale (1921–1950) bezieht.
Die Obedienzen der iberischen Halbinsel, der Grand Orient de France und die Grande Loge Symbolique Ecossaise18 (1896 vereinigt mit der neuen Grande Loge de France) sowie der Grande Oriente d'Italia bildeten zusammen mit dem Grand Orient de Belgique das Lager der sogenannten "romanischen" bzw. "lateinischen" Freimaurereien. Deren Logen verstanden sich als Einübungsstätten gesellschaftlich-politischer Wertvorstellungen, weshalb das Hauptaktionsfeld in der gesellschaftlich-weltanschaulichen Bildung lag, und sich Freimaurer in diesen Staaten an den jeweiligen Kirchenkämpfen beteiligten. Den antiklerikal-aktivistischen Gestus dieser Obedienzen konnten die Freimaurer, in deren Staaten die katholische Kirche eine weniger dominante Stellung einnahm, kaum nachvollziehen. Die deutschen Großlogen zerfielen in mehrere Lager. Der liberal bis agnostische Grundton der "romanischen" Obedienzen fand in den sich als "humanitär" bezeichnenden Großlogen, die das aufklärerische Ideal religiöser und weltanschaulicher Toleranz hochhielten, am ehesten Widerhall. Demzufolge besuchten vor allem die Großlogen von Hamburg, Frankfurt am Main und Bayreuth einige Kongresse (bzw. ließen sich dort vertreten). Die Große Loge von Preußen genannt Royal York zur Freundschaft, die Große National-Mutterloge "Zu den drei Weltkugeln" und die Große Landesloge der Freimaurer von Deutschland, die größte der drei preußischen Großlogen, lehnten zwar bilaterale Beziehungen zu "romanischen" Großlogen vor dem Ersten Weltkrieg nicht rundweg ab,19 entzogen sich aber internationalen Initiativen. Die (preußische) Große Landesloge verstand sich wie die dänische und die schwedische Obedienz als ein (de facto protestantischer) christlicher Orden. Die Skandinavier knüpften zwar bilaterale Beziehungen unter anderem zur Frankfurter Großloge und zum Grande Oriente d'Italia,20 beteiligten sich aber ebenfalls an keiner internationalen Initiative. Dies gilt nach dem Ersten Weltkrieg insgesamt auch für die deutschen "regulären" Großlogen.
Eine Zwischenstellung zwischen "romanischen" und deutschen Freimaurereien nahmen der Großorient der Niederlande und vor allem die Schweizer Großloge "Alpina" ein.21 Letztere konnte durch ihre weitgespannten Beziehungen in alle freimaurerischen Lager in Europa ausgleichend und vermittelnd wirken, zumal sie bereits innerschweizerisch Tochterlogen vereinte, die ein französisch-, italienisch- oder deutschsprachiges Ritual praktizierten. Die "Alpina" war in den 1890er und 1900er Jahren die eigentliche Schrittmacherin der transnationalen Großlogenbewegung. Es gelang ihr allerdings im gesamten Zeitraum nicht, die Freimaurereien der britischen Inseln näher an die kontinentaleuropäischen heranzuführen. Im Vereinigten Königreich von Großbritannien und Irland bestanden drei Großlogen (in England, Schottland und Irland) sowie drei Oberste Räte des Alten und Angenommenen (Schottischen) Ritus. Unterhielten die drei Großlogen wenigstens bilaterale Beziehungen zu einigen kontinentaleuropäischen Obedienzen, insbesondere zu den skandinavischen – die irische sogar zum italienischen Großorient –, so hielten sie sich doch von allen internationalen Initiativen fern.
Die europäischen Netzwerkbildungen, die sich in transnationalen Bewegungen verdichteten, waren also im Kern ein Phänomen der west- und südwesteuropäischen Freimaurereien mit deutschen Einsprengseln. Hinzu traten die Symbolische Großloge von Ungarn (gegründet 1886), die an allen internationalen Kongressen zwischen 1889 und 1911 vertreten war, der Großorient der Türkei (gegründet 1909) und die National-Großloge von Rumänien (gegründet 1880, vertreten 1896, 1904 und 1910). Die geographischen Leerstellen erklären sich teilweise aus den staatlichen Rahmenbedingungen: Während es auch in Staaten, in denen Freimaurerei nicht offiziell zugelassen oder verboten war, klandestine Logengründungen gab, konnten diese sich dort nicht zu staatlich anerkannten Großlogen zusammenschließen und sich nicht international vertreten lassen. Beispielsweise war die Gründung der ungarischen Großloge erst nach dem österreichisch-ungarischen Ausgleich von 1867 möglich geworden, der dem Königreich Ungarn Teilautonomie gewährte. In Österreich konnte sich erst nach 1918 wieder eine Obedienz (als "Großloge von Wien") bilden, die sich an den internationalen Initiativen nach 1921 beteiligte. In Russland und im russisch regierten "Kongresspolen" hatte es ebenso vereinzelte Logengründungen gegeben, die sich jedoch vor dem Weltkrieg nicht in Großlogen organisieren und durch diese international vernetzen konnten.
Ein per se länderübergreifendes Freimaurersystem war der in 33 Grade gegliederte Alte und Angenommene (Schottische) Ritus (A.A.[S.]R.).22 Er baute insofern auf dem nationalen Prinzip auf, als es in jedem Staat nur einen "Obersten Rat" geben sollte, der alle "Werkstätten" ("Ateliers") des Ritus auf seinem Staatsgebiet beaufsichtigte. Die Obersten Räte waren durch bestimmte Kommunikationsstrukturen miteinander verbunden, so dass die Verbreitung des Schottischen Ritus in Europa23 auf Netzwerkbildungen hinweist, wobei sich ebenfalls verschiedene Lager herausbildeten. Oberste Räte des Ritus formierten sich zunächst in den "romanischen" Ländern (Frankreich 1804,24 Spanien 1811, Belgien 1817, Portugal 1842/1869, Italien 1887 [Vereinigung dreier Oberster Räte]25 sowie der Schweiz 1873 und den Niederlanden 1913). Zudem bildeten sich Oberste Räte in Ungarn (1871), Griechenland (1872), der Türkei (1909), Serbien (1912), Polen, der Tschechoslowakischen Republik (je 1922) und Rumänien (1923). Auf den britischen Inseln fasste der Ritus ebenso Fuß (Irland 1826, England 1845, Schottland 1846). Während die dortigen Großlogen die Obersten Räte offiziell ignorierten, gab es in der Praxis zahlreiche personelle Verflechtungen. Die großen Landeslogen von Dänemark, Schweden und Norwegen duldeten hingegen in ihrem jeweiligen "Herrschaftsgebiet" keine Alternativen zu ihrem zehnstufigen Ordenssystem. Skandinavien blieb den Netzwerken des Schottischen Ritus verschlossen, ebenso Deutschland, wo sich erst 1930 ein Oberster Rat formierte. Die Europakarte des Schottischen Ritus wies also – mit Ausnahme der Britischen Inseln – dieselben leeren Flächen auf wie die der internationalen Netzwerkbildungen der Großlogen.
Verdichtung und Verfestigung
Obwohl sich die informellen und offiziellen Beziehungen zwischen den Obedienzen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verdichteten, verfestigten sich diese Netzwerke nur langsam und ansatzweise. Um die Jahrhundertmitte gab es zwei erste Vorstöße für stärkere internationale Kooperationen. Eine erste Zusammenkunft deutscher, französischer und Schweizer Logenmitglieder in Straßburg (1846) wollte eine regelmäßige Folge von Kongressen einleiten, die jedoch mangels organisatorischer Basis (und den Turbulenzen der 1848er Revolutionen) bald versandeten.26 Der nächste Vorstoß verlief auf der Ebene der Obedienzen: 1855 berief der französische Großmeister Prinz Lucien Murat (1803–1878) einen "universellen" Freimaurerkongress nach Paris ein. Von nur sieben Großlogen besucht, blieb er trotz des ambitionierten Programms ein Torso.27
1889 setzte eine neue Dynamik ein, als der Grand Orient de France zur Feier des Centenaire der Französischen Revolution einen internationalen Freimaurerkongress nach Paris einberief.28 Es folgten weitere Kongresse mit Großlogenvertretern in Antwerpen (1894), Den Haag (1896), wieder Paris (1900) und Genf (1902).29 Dort wurde die 1903 vollzogene Gründung eines Bureau international de relations maçonniques30 (abgekürzt BIRM) beschlossen. Es wurde von Edouard Quartier-la-Tente (1855–1924, 1900–1905 Großmeister der "Alpina") geleitet, hatte seinen Sitz in Neuenburg (Schweiz) und stand anfangs unter organisatorischer Aufsicht der Schweizer Großloge. Letztlich blieb es aber ein Ein-Mann-Unternehmen, dem nicht nur die ideelle Akzeptanz und die organisatorische Verbindlichkeit, sondern auch die materielle Basis fehlte. Dem Büro sollten alle nationalen Großlogen beitreten. Doch Angelsachsen, Skandinavier und die Mehrzahl der deutschen Großlogen blieben wie schon bei Kongressen der 1890er Jahre abseits.31 Eine weitere organisatorische Verfestigung gelang bis zum Ersten Weltkrieg nicht. Schon im Gefolge des Pariser Kongresses von 1889 hatten sich Lagerbildungen abgezeichnet. Dort hatte sich der Grand Orient de France zum Vorbereiter, Hüter und Vollender der Ideale der Französischen Revolution und der demokratischen Republik stilisiert.32 Die Franzosen stellten sich auch international als Exponenten des "romanischen" Lagers dar. Ähnlich stellte der belgische Großorient, der 1904 und 1910 zu internationalen Kongressen nach Brüssel einlud,33 den Antiklerikalismus heraus. Insgesamt hatte die transnationale Bewegung auf Obedienzenebene in der Vorkriegszeit also eine begrenzte innerfreimaurerische Bindekraft und Reichweite.
Auf den internationalen Freimaurer-Kongressen vor dem Ersten Weltkrieg waren neben den Großlogen und Großorienten gelegentlich Oberste Räte des Alten und Angenommenen (Schottischen) Ritus vertreten, insbesondere aus den Ländern, in denen die Großloge(n) nicht mit dem Obersten Rat konkurrierte(n). Die Obersten Räte hatten mit der 1875 in Lausanne geschlossenen Konföderation eine zwar lose, doch prinzipiell weltweite Organisation geknüpft, die angelsächsische und "romanische" Freimaurereien des "Schottischen Ritus" miteinander verbinden sollte. Sie erkannte 22 nationale Oberste Räte an.34 Danach stagnierten die internationalen Beziehungen des Ritus für drei Jahrzehnte, bis sich mit den Treffen 1907 in Brüssel und 1912 in Washington das Format regelmäßiger internationaler Konferenzen der Obersten Räte zu etablieren begann. Mit dieser Verfestigung ging eine Abgrenzungsbewegung zu den Kongressen der Großlogen und zum BIRM einher.35 Erst auf der Pariser Konferenz von 1929 wurde die Beziehung zwischen Großlogen und Obersten Räten insofern geklärt, als Letztere sich in Zukunft auf die weiterführenden Grade (IV–XXXIII) beschränken wollten, während die drei Basisgrade Lehrling, Geselle und Meister nun ausschließlich von Großlogen verwaltet werden sollten.36
Parallel zu diesen transnationalen Formierungen auf der Ebene der nationalen Obedienzen37 entstand eine grassroots-Bewegung individueller Freimaurer. Sie ging vom deutsch-französisch-luxemburgischen Grenzraum aus. Dort verblasste um 1900 – nach einer Generation – langsam die Erinnerung an den Krieg von 1870/1871 und an die folgenden Verwerfungen. Nach gegenseitigen Logenbesuchen trafen sich im Juli 1907 in den Vogesen erstmals 400 überwiegend französische und deutsche Freimaurer zu einer "brüderlichen Zusammenkunft". Sie schworen, sich künftig jedes Jahr an wechselnden Orten zu versammeln. Bis 1913 konnte diese Selbstverpflichtung (außer im Jahr 1910) eingehalten werden;38 die für August 1914 in Frankfurt am Main geplante Kundgebungverhinderte der Kriegsausbruch. Diese Treffen, seit 1911 "internationale freimaurerische Kundgebungen (für den Frieden) [(manifestations maçonniques internationales (pour la paix)]" genannt, wurden von einem improvisierten Komitee organisiert und von Einzelfreimaurern besucht. Die Obedienzen waren grundsätzlich nicht daran beteiligt. Einzelpersönlichkeiten wie der Franzose Charles Bernardin (1860–1939)[] und der Deutsche Heinrich Kraft (1867–vor 1928)hatten tragende Bedeutung.39 Dem geringen Institutionalisierungsgrad dieses freimaurerischen Arms der Friedensbewegung entsprechen seine relativ vagen verbindenden Ziele: Die Protagonisten beschworen stets die Versöhnung zwischen den beiden großen Nationen, deren Antagonismus den Frieden von Europa bedrohe.40 Hintergrund dieser Ängste waren die sich zuspitzenden Konflikte der europäischen und Weltmächte der "Scharnierzeit".41 Die Redner bezogen sich häufig auf die allgemeine Friedensbewegung, vor allem die Friedenskonferenzen und das Haager Schiedsgericht.
Das Organisationskomitee blieb im Kern deutsch-französisch. Die späteren Kundgebungen – Paris (1911), Luxemburg (1912), Den Haag (1913) — deuten jedoch hinsichtlich der Orte und Teilnehmer eine geographische Erweiterung an. Mit der Kongressbewegung der Großlogen und dem BIRM bestanden zahlreiche personelle Verflechtungen, die institutionell darin zum Tragen kamen, dass – mangels anderer Gelegenheiten – am Rande der Manifestationen öfter Sitzungen der Mitgliedsgroßlogen des BIRM stattfanden. Da die Institutionalisierung des Büros nach 1904 stagnierte und es mit der Organisation internationaler Kongresse überfordert war, stellten vor allem die Kundgebungen zwischen 1911 und 1913 zu einem gewissen Grad ein alternatives Forum zu den Kongressen der Großlogen dar, die nach 1911 vorerst nicht mehr zustande kamen. Dem entspricht, dass die Friedenskundgebung von 1913 in Den Haag zwar durch das unabhängige Organisationskomitee vorbereitet, aber vom Großorient der Niederlande beherbergt wurde. Die freimaurerischen Friedensmanifestationen vor dem Weltkrieg hatten also eine gewisse Tendenz, sich zu einer transnationalen Bewegung innerhalb des westlichen Kontinentaleuropas (mit Ausnahme der iberischen Halbinsel) zu entwickeln.
Im Krieg war an internationale Konferenzen über die politischen Lager hinweg nicht zu denken. Für Januar 1917 berief der Grand Orient de France stattdessen einen Kongress der Freimaurereien der alliierten Nationen nach Paris ein. Die Vertreter der Großlogen sandten Brudergrüße an die US-amerikanischen Freimaurer, prangerten deutsche Kriegsverbrechen an und propagierten das Selbstbestimmungsrecht der Völker zugunsten der kleineren Nationalitäten, vor allem im Habsburgerreich. Sie forderten die Freimaurereien der neutralen Staaten auf, sich an einem weiteren Kongress (Paris, Juni 1917) zu beteiligen. Dieser sollte einen Aktionsplan mit Blick auf die Gründung eines Völkerbunds beraten.42 Die United Grand Lodge of England nahm aufgrund eines innerfreimaurerischen Schismas an beiden Kongressen nicht teil. Quasi als Gegenveranstaltung organisierte sie im selben Jahr die große Zweihundertjahrfeier der Gründung der ersten Großloge in London im Juni 1717. An der Feier mit abschließendem Gottesdienst in der Royal Albert Hall nahmen tausende Freimaurer teil, darunter Vertreter zahlloser Großlogen aus dem britischen Empire und den USA.43
Nach dem Weltkrieg begann sich aufs Neue eine transnationale Bewegung auf Großlogenebene zu formieren. Sie wurde erneut überwiegend von Obedienzen des "romanischen" Lagers getragen. Es war deutlich, dass ein Büro als Basis für eine weltweite Organisation nicht ausreichte. Das Ein-Mann-Unternehmen des BIRM wurde durch die 1921 auf einem internationalen Kongress in Genf gegründete Association maçonnique internationale (A.M.I.) abgelöst. Ihre Strukturen waren fester und weitreichender als die des BIRM: Die A.M.I. hatte Statuten, ein Exekutivkomitee und ein Periodikum.44 Die Vertreter der Mitgliedsobedienzen trafen sich auf regelmäßigen Konventen, die in Form freimaurerischer "Tempelarbeiten" gestaltet waren und mit einem eigens dafür entworfenen Ritual eröffnet und beschlossen wurden. Die Assoziation versuchte zudem, bei Streitigkeiten zwischen ihren Mitgliedern zu vermitteln. Anders als dem Völkerbund auf Staatenebene, dem die USA nicht beitraten, gelang es der neuen Freimaurerorganisation, die mitgliederstarke Grand Lodge of New York zu gewinnen, die sich jedoch bald wieder zurückzog. Auch der Großorient der Niederlande, dem eine Brückenfunktion in die angelsächsischen und in die deutschen Freimaurereien zugedacht gewesen war, schied wieder aus.45 Das Gros der angelsächsischen und die skandinavischen Freimaurereien ignorierte die A.M.I. In der englischen Großloge gab es sogar einen Gegenentwurf in den Bestrebungen, eine Masonic League of Nations zu konstituieren, die die englischsprachigen Freimaurereien im britischen Empire und den ehemaligen britischen Kolonien umfassen sowie die United Grand Lodge of England von den kontinentaleuropäischen Großlogen abgrenzen sollte.46 Die A.M.I. hingegen fand in den 1920er und 1930er Jahren besonders in den Obedienzen Lateinamerikas Zuwachs. Nach dem Zweiten Weltkrieg löste sich die Organisation auf (1950).
Auch nach dem Weltkrieg wurde die in der A.M.I. institutionalisierte Bewegung der Großlogen durch Initiativen ergänzt, die sich an individuelle Freimaurer wandten. Bereits 1905 hatte ein Zirkel freimaurerischer Esperantisten eine Esperanto Framasona Ligo gegründet, die 1913 in Universala Framasona Ligo umbenannt wurde. Sie umfasste ausschließlich Einzelmitglieder ohne Ansehen der Großlogenzugehörigkeit. 1926 wurde sie als "Allgemeine Freimaurer-Liga (Ligue internationale de francs-maçons)" reorganisiert.47 Sie war seitdem in Landesgruppen und Fachgruppen gegliedert. Die Mitglieder tauschten sich auf internationalen Tagungen aus, über die eigene Periodika berichteten.48 Im Sinn ihres universellen Friedens- und Einigkeitsideals wollte die Führung der Liga insbesondere Mitglieder aus den USA einbeziehen, was ihr vor der Weltwirtschaftskrise gelang – am Wiener Kongress des Jahres 1928 nahmen eintausend Freimaurer teil.49 Danach "europäisierten" sich die Treffen zunehmend. Die für 1932 in Berlin geplante Tagung musste abgesagt werden, da nichtdeutsche Freimaurer aufgrund der Krawalle in der Reichshauptstadt Vorbehalte äußerten.50 Ligatagungen fanden dann noch bis 1939 (Amsterdam) statt.
Auch die internationalen freimaurerischen Friedensmanifestationen wurden nach dem Krieg wieder aufgenommen. Die beiden neuen transnationalen Freimaurerorganisationen nahmen die eingeführte "Marke" in Anspruch: Nachdem Mitglieder des bisherigen Organisationskomitees das erste Nachkriegstreffen für den August 1926 nach Basel einberufen hatten, organisierte die Großloge "Yugoslavia" für September 1926 in Belgrad eine weitere Friedensmanifestation mit Großlogenvertretern unter der Schirmherrschaft der A.M.I.51 Zudem firmierte der Kongress der A.F.L. in Basel (Oktober 1927) anfangs unter dem Namen einer 8e manifestation maçonnique internationale. Nach Protesten des alten Organisationskomitees wurde die Reihe seit 1928 (Verdun) ohne Anbindung an eine der beiden transnationalen Organisationen weitergeführt.52 An der Manifestation 1929 in Mannheim wurden unter anderem der Briand-Plan sowie das Paneuropa-Konzept des (Freimaurers) Richard Nikolaus von Coudenhove-Kalergi (1894–1972)[]53 diskutiert.54 Die letzte Friedenskundgebung fand 1930 in Besançon statt. Die Wirkung der Manifestationen blieb auch innerhalb der Freimaurerei begrenzt. Deutscherseits beteiligten sich nur noch Mitglieder des kleinen, von den übrigen Obedienzen als "irregulär" bezeichneten Freimaurerbunds zur aufgehenden Sonne. Die Versöhnung zwischen Deutschland und Frankreich, weiterhin das Hauptziel der Manifestationen, stand damit auf wackligen Füßen.
Motive und Motivationen
Sowohl die Kongresse der Großlogen, das BIRM und die A.M.I. sowie die Friedensmanifestationen und die A.F.L. wurden zum einen durch Netzwerkbildungen innerhalb der europäischen Freimaurereien befördert und bewirkten neue, innerfreimaurerische Vernetzungen. Zum anderen sind sie im Zusammenhang mit externen Internationalisierungsprozessen in wissenschaftlichen, wirtschaftlichen, künstlerischen oder gesellschaftspolitischen Sektoren zu sehen, deren Foren (v.a. internationale Kongresse, länderübergreifende Zeitschriften) Freimaurer ebenso übernahmen wie sie das Gefühl einer generellen ''Globalisierung" teilten, der die Bruderschaft folgen müsse.
Alle Formen des Austauschs und der Vernetzung mit ausländischen "Brüdern" und Großlogen waren prinzipiell mit dem universalen Bruderschaftsgedanken von Freimaurerei begründbar. Die impliziten Motive, die auf zum Teil verdeckten Interessen gründeten, wie die explizit geäußerten Motivationen für diesen Austausch waren je nach Form, Dichte und Reichweite der jeweiligen Vernetzungen unterschiedlich akzentuiert. Dennoch sind einige wiederkehrende Begründungsmuster erkennbar, warum und wie der aus dem 18. Jahrhundert tradierte freimaurerische Kosmopolitismus in eine organisatorisch fassbare "Weltbruderkette" zu überführen sei.
Der ideelle Antrieb für einzelne Großlogen, ihr Beziehungsnetz mittels bilateraler Beziehungen zu anderen Obedienzen engmaschiger zu ziehen, bestand im Wunsch nach näherem "brüderlichen" Austausch und neuen rituellen Erfahrungen. Die Teilhabe an "Tempelarbeiten" anderer Logensysteme konnte die eigenen Rituale (Abläufe, Dialoge, Symboldeutungen) in ihren Besonderheiten vertiefen helfen. Nicht selten war es jedoch der jeweilige Repräsentant der auswärtigen Großloge, der sich mit dieser näher auseinandersetzte. Für die Großlogenleitungen traten zu den ideellen Motivationen auch handfeste Interessen.
Innerfreimaurerisch ging es häufig darum, die eigene freimaurerische Legitimität durch breite auswärtige Anerkennung abzusichern. Dahinter stand ein historisch-genealogisches Verständnis freimaurerischer "Rechtmäßigkeit" (Regularität), die immer auch aus der Gründungsgeschichte und dem Stammbaum einer Loge/Großloge abgeleitet wurde. Der erhoffte Legitimitätszuwachs durch internationale Anerkennung richtete sich häufig gegen konkurrierende Großlogen innerhalb des eigenen Staates; die um Austausch nachsuchende Großloge war häufig eine "neue", die sich in einer Dissidenten- und Minderheitsposition gegenüber der etablierten Obedienz befand. In anderen Fällen ging es um Positionsbehauptung oder -gewinn gegenüber konkurrierenden Großlogen in noch nicht gefestigten Einflusszonen innerhalb Europas (etwa in den nach 1918 auf dem Boden der Habsburgermonarchie entstehenden Staaten) oder außerhalb Europas (in den Kolonien und "Schutzgebieten" der europäischen Mächte). Innergesellschaftlich versprachen sich Großlogen von dichten Außenbeziehungen eine ideelle Stärkung gegenüber konkurrierenden oder feindlichen Gruppierungen und Stimmungen innerhalb des eigenen Landes (Antimasonismus). Umgekehrt hatten Großlogen in Ländern, in denen antifreimaurerische Stimmungen und Bewegungen relativ schwach waren, ein geringeres Bedürfnis nach internationaler freimaurerischer Solidarität (z.B. in Preußen, Skandinavien und auf den britischen Inseln).
Wenn sich Großlogen in der Kongressbewegung der 1890er Jahre, im BIRM und dann der A.M.I. engagierten, dann unterschrieben sie den Gedanken, die "Weltbruderkette" und den universalen Anspruch von Freimaurerei zu materialisieren. Die Verständigung von Freimaurern über Grenzen hinweg sahen sie zudem als aktiven Beitrag für den Frieden und als freimaurerischen Arm (und Avantgarde) der Friedensbewegung. Internationalen Treffen und Kongressen schrieben sie einen Wert an sich zu: Durch ein symbolisch gelebtes Zusammensein ohne Ansehen nationaler, religiös-konfessioneller oder sonstiger Zugehörigkeiten glaubten Freimaurer, die Völkerverständigung zu befördern. Dem entspricht das Engagement vieler transnational engagierter Logenbrüder in maurerischen Organisationen, die sich im weitesten Sinne für Frieden und Völkerverständigung einsetzten, zum Beispiel die Fédération internationale maçonnique pour la Société des Nations oder das vom Grand Orient und der Grande Loge de France getragenen Komitee Fraternité – Réconciliation. Groupe pour le rapprochement franco-allemand, die 1930 fusionierten. Freimaurer engagierten sich zudem in "profanen" pazifistischen und internationalistischen Organisationen, wie der Ligue Internationale de la Paix et de la Liberté, der Association internationale pour le progrès des sciences sociales, der Association pour le droit international oder dem Bureau International pour la Paix. Diese Schnittmengen zwischen Freimaurerei und allgemeiner Friedensbewegung verdienen näher aufgearbeitet zu werden.55 Dabei ist jedoch stets zu unterscheiden, ob sich darin Einzelpersönlichkeiten engagierten,56 die eben auch Freimaurer waren, oder ob Logen, Großlogen oder transnationale Organisationen institutionelle Unterstützung leisteten. Solche institutionellen Kooperationen gab es in jedem Fall zwischen einzelnen Großlogen und internationalen Freidenkervereinigungen; so setzte sich der Grande Oriente d'Italia jahrelang für die Associazione nazionale del libero pensiero "Giordano Bruno" ein.
Damit ist auch eine weitere Motivation für internationale Vernetzung und transnationales Engagement von Obedienzen angedeutet – die Reaktion auf und die Verteidigung gegen antifreimaurerische Angriffe. Der Antiklerikalismus der "romanischen" Freimaurereien, der sich auf transnationaler Ebene als ein gleichermaßen inkludierendes wie exkludierendes Moment erwies, reagierte auch auf den sich um 1900 verstärkenden Antimasonismus, der sich ebenfalls national und international vernetzte. Zu guter Letzt ist an das Bestreben zu erinnern, die internationale Bühne zur Selbstdarstellung für die eigene Obedienz zu nutzen.
Konflikte, Widerstände, Brüche
Im Dezember 1913 erkannte die United Grand Lodge of England eine französische Großloge an, die sich als Grande Loge Nationale Indépendante et Régulière pour la France et les Colonies gebildet hatte. Diese neue Obedienz hatte einen informell mit London abgestimmten Kriterienkatalog für ihre Tochterlogen formuliert: Bei allen rituellen "Tempelarbeiten" sollte die Bibel auf dem Altar liegen. Bei Öffnung und Schließung der Loge wurde der Great Architect of the Universe angerufen. In den Logen waren keine religiösen oder politischen Diskussionen erlaubt. Sie gewährten ihren Mitgliedern individuelle Meinungs- und Handlungsfreiheit, mischten sich aber – als Logen – nicht in politische Angelegenheiten ein. Aufgenommen wurden nur Freimaurer, die die englische Großloge als "true Brethren" anerkannte. Das Ritual folgte dem 1778 entworfenen Régime Écossais Rectifié, nach dem 1792 der Duke of Kent initiiert worden sei.57
Aus englischer Sicht hatte sich endlich eine französische Dachorganisation aus dem Grand Orient de France herausgebildet, die nach Londoner Kriterien als "regulär" gelten konnte. Vorausgegangen war eine 35-jährige Eiszeit zwischen englischen und französischen Freimaurern, seitdem der Grand Orient 1877 seinen Logen freigestellt hatte, ihre Mitglieder bei der Aufnahme auf ein Schöpfersymbol zu verpflichten. Diesen Schritt war der belgische Großorient bereits 1871 gegangen. Wie mit diesem brach die englische Großloge 1878 den Verkehr mit dem Grand Orient de France ab und drohte allen Obedienzen, die zu ihm weiterhin Beziehungen unterhielten, mit dem Entzug der Anerkennung. Die freimaurerischen Verbindungen zwischen beiden Ländern waren durch die Gründung der Grande Loge de France (1895) nicht wiederhergestellt worden, da diese aus dem Obersten Rat (Suprême Conseil) von Frankreich hervorgegangen war, den die Engländer nicht anerkannten. Der Bruch hatte sich zu einem europäischen Schisma ausgewachsen. Jede Großloge musste sich überlegen, ob sie den Verlust ihrer "Regularität" nach Londoner Lesart riskieren wollte, falls sie den Kontakt zum Grand Orient de France suchte oder aufrechterhielt.58
Eine parallele Entwicklung ist in den internationalen Beziehungen der Obersten Räte des Alten und Angenommenen (Schottischen) Ritus zu erkennen: 1881 verließ der Oberste Rat für England und Wales die internationale Konföderation der Obersten Räte, die erst 1875 in Lausanne geschlossen worden war. Ebenso wie der schottische und der irische Rat bestand der englische auf seiner "christlichen" Tradition und lehnte es ab, mit solchen "irregulären" Körperschaften zu fraternisieren, die einer unpersonalen Definition eines höchsten Wesens zuneigten. Die drei britischen Obersten Räte nahmen an keiner der folgenden internationalen Konferenzen des Ritus mehr teil.59
In der Anerkennung der neuen französischen Großloge 1913, die ihrerseits bis in die 1950er Jahre keine Beziehungen zu den beiden älteren französischen Obedienzen unterhielt, zeigt sich zum einen der Anspruch der Engländer, in Nachfolge einer erstmals 1717 in London in Erscheinung getretenen Großloge die "Mutterloge" der Weltfreimaurerei darzustellen und deren Prinzipien mit einem allgemeingültigem Anspruch festzusetzen. Zum anderen werden 1913 zentrale Konfliktfelder der bilateralen Beziehungen der europäischen Großlogen deutlich, die sich auf die transnationale Ebene übertrugen.
Diese Konflikte wurden zumeist unter der Chiffre der freimaurerischen "Regularität" ausgefochten, die eine Reihe formaler und ideell-weltanschaulicher Anerkennungskriterien beinhaltete, die je nach Interessenlage neu gemischt und auf die jeweils konkurrierende oder "störende" Obedienz angewandt werden konnten.60 Das Verdikt "irregulär" musste häufig nicht einmal inhaltlich begründet werden, da es in der Regel die Beweislast der solchermaßen gebrandmarkten Großloge zuwies, die ihrerseits ihre freimaurerische Rechtmäßigkeit belegen musste. Beispielsweise untersagten die meisten der (sich als "regulär" bezeichnenden) deutschen Großlogen ihren Mitgliedern den Beitritt zur Allgemeinen Freimaurer-Liga, da dieser auch "irreguläre" Freimaurer angehörten.61 Bei der Vielfalt der Logensysteme und ihrer unzähligen Konkurrenzen war es aber ausgeschlossen, dass die A.F.L. nur Mitglieder aus solchen Obedienzen vereinen konnte, die von allen anderen als regulär anerkannt worden wären.
Auch in der A.M.I. entzündeten sich über die Mitgliedschaft "regulärer" oder "irregulärer" Großlogen jahrelange Auseinandersetzungen. Der Streit über die Kriterien wurde insgesamt nur oberflächlich entschärft, indem es die Assoziation ihren Mitgliedsgroßlogen freistellte, direkte Verbindungen untereinander zu unterhalten. Mit dieser Konstruktion konnten sowohl "reguläre" als auch "nicht-reguläre" Obedienzen Mitglied bleiben. Die einigende Gründungsintention der A.M.I. wurde damit unterlaufen. Eine Obedienz, die ihr beitreten wollte, musste nicht einmal die Grundsatzerklärung unterschreiben.62 Dieser Formelkompromiss (1927), der eine größere Anzahl von Großlogen zum Beitritt bewegen sollte, hebelte die Entwicklungsperspektiven der A.M.I. hin zu größerer Kohärenz, Verbindlichkeit und Durchsetzungskraft aus.
Bei den (vordergründig) formalen Anerkennungskriterien war auf nationaler und transnationaler Ebene die Territorialitätsproblematik bedeutsam. Das Prinzip der "Territorialität" begründete den Anspruch einer Großloge, in einem bestimmten Staatsgebiet exklusiv Tochterlogen gründen zu können. Ob diese Beschränkung nur für die dreigradige Basismaurerei oder für alle weiterführenden Orden und Gradsysteme gelten sollte, war umstritten. Nicht zuletzt die Londoner Großloge bestand darauf, in jedem Land nur eine Großloge anzuerkennen. In den meisten Ländern konkurrierten jedoch zwei oder mehrere Obedienzen (allein in Preußen gab es drei Großlogen, im übrigen Deutschen Bund bzw. Deutschen Reich noch mindestens fünf weitere). Mit dem Verweis auf das Territorialitätsprinzip wiesen die Engländer zudem Logengründungen anderer europäischer Obedienzen in überseeischen Teilen des britischen Empire zurück. Die Großloge von New York kehrte der A.M.I. nicht zuletzt wegen Differenzen über das Territorialitätsprinzip den Rücken.63
Die umstrittenste ideell-weltanschauliche Frage war die der religiösen Natur von Freimaurerei bzw. die der religiösen Bindung des einzelnen Logenmitglieds. Sie hatte das englisch-französische Schisma von 1878 ausgelöst und befeuerte die Regularitätsproblematik in der A.M.I. Der Großorient der Niederlande verließ die Organisation vor allem deshalb, weil er ein klares Bekenntnis der Mitgliedsgroßlogen und deren Mitglieder zu einem personalen Schöpfersymbol vermisste. Eine solche Verpflichtung verstanden die spanischen, französischen, belgischen und italienischen Obedienzen, die in unterschiedlichem Ausmaß von agnostischen, szientistischen und teilweise atheistischen Strömungen durchzogen waren, als Verstoß gegen die individuelle Gewissensfreiheit. Innerhalb der Großlogen, die eine religiöse Bindung von Freimaurerei voraussetzten, war wiederum umstritten, ob das freimaurerische Toleranzpostulat, das sich im ersten Konstitutionenbuch von 1723 sinngemäß auf Angehörige aller christlichen Konfessionen beschränkte (im England des frühen 18. Jahrhunderts ein weitreichendes Postulat), auf Angehörige aller Religionen auszuweiten sei. In Zentral- und Westeuropa stellte sich vor allem die Frage, ob Interessenten jüdischen Glaubens zuzulassen seien.64 Das sogenannte "christliche Prinzip" trennte die sich als christliche Orden verstehenden skandinavischen und preußischen Landeslogen von den spirituell-deistisch geprägten britischen Logen. Letzteren neigten in dieser Hinsicht Teile der deutschen, sich als "humanitär" bezeichnenden Freimaurereien zu. Aber auch bei den "Humanitären" waren die formale Zulassung von Juden (in den Statuten) und die lokale Aufnahmepraxis zweierlei. Diese Grundsatzfragen belasteten die internationalen Beziehungen im gesamten hier betrachteten Zeitraum.65
Das christliche und das spirituell-deistische Lager waren sich wiederum in der Ablehnung sowohl religiöser und politischer Diskussionen in den Logen als auch gesellschaftspolitischer Positionierungen und Engagements der Großlogen und Logen insgesamt einig. Für die Londoner Großloge widersprach es dem Wesen von Freimaurerei, dass die französischen Obedienzen bildungspolitische Gesetzesinitiativen vorab diskutierten, wodurch die freimaurerischen Parlamentsmitglieder Anregungen erhielten, oder dass der Grande Oriente d'Italia bei lokalen Wahlen zur Unterstützung bestimmter Kandidaten eintrat. Die aktivistischen Großlogen des "romanischen" Lagers bezogen sich für ihre Positionierungen häufig ebenfalls auf die Charges von 1723, die in ihrer Interpretation lediglich den Streit (quarrels) über politische Fragen untersagten, um die Harmonie bei und nach der rituellen "Tempelarbeit" nicht zu stören, nicht aber die Erörterung solcher Fragen generell.66 Die freimaurerische Wohltätigkeit erschien dagegen als unpolitisch. Insbesondere die englische Großloge betrieb in ungeheurem Ausmaß charity, und zwar ausdrücklich nicht nur für Logenmitglieder und deren Angehörige. Doch da die charity die "Auswüchse" der Industrialisierung lindern und damit sozialen Unruhen vorbeugen sollte, hatte sie eine zumindest implizite gesellschaftspolitische Dimension.
Diese internen Antagonismen wurden von Konflikten überlagert, die primär aus politischen Handlungsfeldern in die Freimaurerei hineinreichten. Der wichtigste bezog sich auf das Verhältnis zwischen Staat und (katholischer) Kirche, wobei das antifreimaurerische Moment in katholisch dominierten Staaten mit dem jeweiligen Ausmaß des masonischen Antiklerikalismus korrespondierte. Zudem nahmen im gesamten Zeitraum die Konfrontationen zwischen den europäischen Nationalstaaten an Bedeutung zu. Der Krieg von 1870/1871 hatte die bilaterale Verständigung zwischen französischen und deutschen Freimaurern für drei Jahrzehnte nahezu unmöglich gemacht, was sich auf die internationalen freimaurerischen Beziehungen in Europa insgesamt auswirkte. Die deutsch-französischen Freimaurertreffen vor 1914 wurden von massiven Ressentiments beider Seiten begleitet, ebenso die Aufnahme von Beziehungen zwischen der Grande Loge de France und deutschen Obedienzen (1907).67 Im Ersten Weltkrieg kollidierte der sich zaghaft formierende freimaurerische Transnationalismus mit politisch-staatlichen Konfrontationen, die den bisherigen Netzwerk- und Lagerbildungen nicht immer entsprachen. Die Großlogen in den Staaten der "Mittelmächte" und der "Alliierten" brachen ihre wechselseitigen Beziehungen weitgehend ab. Weder die Teilnehmer der beiden Pariser Kongresse von 1917 noch die der Feier der englischen Großloge im selben Jahr unternahmen den Versuch, eine neutrale Haltung der Weltfreimaurerei zu formulieren, die über allen nationalen Parteien stehe.
Diese Positionsbestimmungen prägten die Nachkriegszeit. Die Obedienzen der ehemaligen alliierten und neutralen Staaten, allen voran der belgische Großorient, forderten von den deutschen Großlogen, die Verantwortung für deutsche Kriegsverbrechen an der belgischen Zivilbevölkerung vorbehaltlos anzuerkennen. Die Deutschen wiederum knüpften die Wiederaufnahme ihrer Beziehungen zu den Franzosen an die Beseitigung des Artikels im Versailler Vertrag, der dem Deutschen Reich die alleinige Kriegsschuld zuwies.68 Wie der deutschen Mehrheitsgesellschaft insgesamt galt den deutschen Großlogen ein Ausgleich mit den Siegermächten ohne Revision des Versailler Vertrags als Verrat. Zudem wollten sie nicht die Verschwörungstheoretiker bestärken, die, auf der Suche nach Sündenböcken für die Kriegsniederlage, "Freimaurer und Juden" pauschal als Vaterlandsverräter bloßstellen wollten. Die Verschiebung innerhalb des Antimasonismus von klerikal-kirchlichen zu nationalistisch-totalitären und teilweise völkischen Denkfiguren, die seit dem Ende des 19. Jahrhunderts einsetzte und sich nach 1918 verstärkte, wirkte sich auf die Konfrontationen zwischen den europäischen Großlogen aus. Internationale Treffen und gar transnationale Organisationen waren seitdem endgültig eine hochpolitisierte Angelegenheit in allen freimaurerischen Lagern, unabhängig von den dabei erörterten Inhalten. Diese Verhärtungen belasteten vor allem die A.M.I. von Anfang an.
Im gesamten Zeitraum waren internationale Initiativen und transnationale Bewegungen nicht zuletzt auch durch jene Grundeinstellung in manchen Logen- und Großlogenleitungen behindert, die eine organisatorische Verfestigung der "Weltbruderkette" für unnötig erklärte, da jeder einzelne Freimaurer den Gedanken der weltweiten bruderschaftlichen Zusammengehörigkeit in der rituellen "Arbeit" in der lokalen Loge ständig einübe, ohne dass er faktisch eingelöst werden müsse.69
Aktivierungen
Aufgrund dieser Konflikte und Lagerbildungen verwundert es nicht, dass die auf staatenübergreifenden Netzwerken aufbauenden transnationalen Bewegungen in ihrer freimaurerischen Binnen- und ihrer Außenwirkung hinter den eigenen Ansprüchen zurückblieben. Wer darüber sprach, wie die Utopie einer weltweiten Bruderschaft und des universellen Friedens der Realität näherzuführen sei, musste unweigerlich kontroverse weltanschauliche und politische Fragen berühren. Dies konnte wiederum als "unmaurerisch" oder die Essenz des Freimaurertums gefährdend zurückgewiesen werden. Und über die Ziele und Formen freimaurerischen Engagements außerhalb der rituellen Logenversammlungen war erst recht keine Einigkeit zu erzielen. Eine "freimaurerische Internationale", die sich zu – offenen oder verdeckten – gemeinsamen Aktionen zusammenfand, existierte nur in der Vorstellungswelt der Verschwörungstheoretiker und Gegner der Freimaurerei.70 Grenzüberschreitende Freimaurernetzwerke ließen sich allenfalls punktuell in bestimmten, in der Regel national verorteten Kontexten aktivieren. Über Solidaritätsbekundungen gingen diese Aktivierungen selten hinaus. Drei Beispiele sollen dies verdeutlichen.
Die enigmatische Figur für die italienische Freimaurerei war Giordano Bruno (1548–1600), der von der Inquistion verurteilt und in Rom verbrannt worden war. Bruno wurde zu einem Symbol des Freidenkertums und des Antiklerikalismus. Italienische Logenbrüder verehrten ihn daher im 19. und frühen 20. Jahrhundert als Freimaurer avant la lettre. Die Referenz an Giordano Bruno verortete den Grande Oriente in einem Netzwerk bürgerlich-liberaler und progressiv-freidenkerischer Assoziationen und Parteien. Mit Bruno hatte der Großorient zudem eine Galionsfigur, die seine Mission universalisieren konnte – in seinem Geist bekämpfe man die Intoleranz der "universalen" Kirche. Was lag näher, als ihn zum Patron der massoneria universale zu erheben? Auf den ersten Blick strahlte die Bruno-Verehrung tatsächlich auf die europäischen Freimaurereien (und darüber hinaus) aus. Er hatte für das universale Ideal der Geistes- und Gewissensfreiheit eingestanden, und sein Lebenslauf war "europäisch" par excellence (Bruno war aus Italien in die Schweiz, nach Frankreich, England und Deutschland geflohen). Diese Anziehungskraft wird bei den Feierlichkeiten zur Einweihung des Denkmals für Giordano Bruno auf dem Campo de' Fiori in Rom 1889 deutlich. Der Grande Oriente d'Italia hatte das Denkmal in Auftrag gegeben, das der Bildhauer Ettore Ferrari (1844–1929), später Großmeister des Großorients und Großkommandeur des Obersten Rates, gestaltet hatte. An der großen Prozession durch die Straßen Roms und an der Einweihung des Monuments nahmen Großlogenvertreter mit ihren Fahnen unter anderem aus Frankreich, Belgien, Ungarn, Dänemark, den Vereinigten Staaten von Amerika und Mexiko sowie Vertreter von sieben deutschen Obedienzen teil.71 Als Gegner des Papsttums war Bruno anscheinend auch für sich als christlich verstehende Freimaurer protestantischer Provenienz eine Identifikationsfigur, so dass sogar die dänische Große Landesloge und die preußischen Großlogen Vertreter nach Rom sandten. Begleitet von heftigen Angriffen des Vatikans, hatte die Feier des 9. Juni 1889 Züge einer internationalen freimaurerischen Kundgebung. Auf die transnationale Bewegung, die sich wenig später mit den großen Großlogenkongressen formierte, übertrug sich dieser Impuls jedoch nicht.
Ein weiteres Ereignis von europäischer Reichweite war die Hinrichtung des spanischen Freimaurers und libertären Pädagogen Francisco Ferrer (1859–1909), der von einem Kriegsgericht zum Tode verurteilt worden war, ohne sich gegen die Anschuldigung, in einen anarchistischen Aufstand in Barcelona verwickelt gewesen zu sein, verteidigen zu können. Die weltweite Empörung über die Hinrichtung machten sich Freimaurer besonders zu eigen. Ferrer, der als Schulreformer für die Trennung von Staat und Kirche eingetreten war, ließ sich als Opfer klerikal-autoritärer Willkürherrschaft und als freimaurerischer Märtyrer für die Gewissensfreiheit stilisieren. Am internationalen Freimaurerkongress in Brüssel (1910) ging der erste inhaltliche Tagesordnungspunkt, die Rolle der Gewissensfreiheit für die freimaurerischen Beziehungen, von der Hinrichtung Ferrers im Vorjahr aus. Diese beweise, so eingangs der Redner des belgischen Großorients, dass die Gewissensfreiheit in manchen Ländern zwar in der Verfassung festgeschrieben, aber noch nicht in die mœurs eingegangen sei, und dass die Erstarkung der (klerikal-autoritären) Reaktion andernorts ähnliche Rückfälle befürchten lasse.72 Als transnationale Integrationsfigur über die verschiedenen freimaurerischen Lager hinweg eignete sich Ferrer natürlich nicht. Besonders in der italienischen Freimaurerei wurde er nachhaltig verehrt; zahlreiche Logen des Grande Oriente wurden nach ihm benannt.
Über bloße Solidaritätsbekundungen hinaus ging in den 1920er Jahren die Unterstützung von Einzelfreimaurern, Obedienzen und transnationalen Organisationen für den Völkerbund. Besonders engagierten sich der Grand Orient und die Grande Loge de France, auf deren Basis die Fédération internationale maçonnique pour la Société des Nations agierte. Der Grand Orient lud 1924 seine Tochterlogen ein, über den Völkerbund in einer historischen Perspektive nachzudenken und dies mit der Diskussion über eine französisch-sowjetische Annäherung und die Wiederaufnahme der deutsch-französischen Beziehungen zu verbinden.73 Diese Impulse gingen in die A.M.I. ein. Diese war nach dem Vorbild des Völkerbunds strukturiert und hatte wie dieser ihren Sitz in Genf. Der Brüsseler Konvent der Assoziation von 1924 rief im selben Jahr alle Freimaurer der Welt dazu auf, die Friedensbemühungen des Völkerbunds zu unterstützen.74 Entsprechend groß war die Enttäuschung über die eingeschränkte Handlungsfähigkeit des Bundes. Auch die A.F.L. befasste sich mit Programmatik und Situation des Völkerbunds und verabschiedete Resolutionen an die Regierungen der Mitgliedsstaaten.75
Inwieweit diese "Lobbyarbeit" in außerfreimaurerischen Handlungsfeldern messbare Wirkungen erzielte bzw. erzielen konnte, lässt sich schwer einschätzen. Freimaurerische "Aktion" war gerade auf inter- und transnationaler Ebene vor allem gedankliche Arbeit, die sich als Teil der umfassenden freimaurerischen Persönlichkeitserziehung in erster Linie an die eigenen Mitglieder richtete. Dies gilt letztlich auch für die Großlogen, die einen gesellschaftspolitischen Anspruch formulierten.
Europäisierungen?
Der freimaurerische Inter- bzw. Transnationalismus in seiner institutionalisierten Form konnte den universalen Anspruch einer Weltbruderschaft nie praktisch einlösen. Seit den 1920er und 1930er Jahren machten das Verbot freimaurerischer Organisationen in den autoritär bzw. totalitär regierten Staaten Europas76 einerseits und die neuen nationalstaatlichen Konfrontationen andererseits weiterreichende europäisch-transnationale Ambitionen gänzlich zunichte. Der Wirkungsanspruch der freimaurerischen transnationalen Bewegungen und Organisationen war per se nicht geographisch eingegrenzt, sondern stets "universal" gedacht. Eine explizite Konzentration auf Europa stand sowohl dem idealistisch-universalistischen als auch den aktivistisch-internationalistischen Zielsetzungen der Protagonisten entgegen. Faktisch waren die Kongresse der 1890er und 1900er Jahre, das BIRM und die A.M.I. sowie die A.F.L. und die Friedensmanifestationen jedoch ganz wesentlich durch Freimaurer und Großlogen aus dem westlichen und südwestlichen Kontinentaleuropa getragen. Verbindet man die Austragungsorte der internationalen Treffen, so entsteht ein freimaurerisches "Kerneuropa" unter Einschluss der Schweiz, das – und damit ist keinerlei Kausalität impliziert – an die Europäisierungsprozesse der 1950er Jahre erinnert (man traf sich zwischen 1889 und 1936 unter anderem in Paris, Straßburg, Antwerpen, Brüssel, Luxemburg, Amsterdam, Den Haag, Genf, Basel, Bern und Rom).77 Mit einigen Ausnahmen gilt dies auch für die personellen Protagonisten der Bewegungen. Die Verdichtung in diesem Raum erklärt sich zum Teil aus pragmatischen Gründen – zu Kongressen auf die iberische Halbinsel zu reisen, war für die Mehrzahl der Obedienzen zu aufwändig. Sie ist jedoch auch ein Indiz dafür, dass die (zunächst) bilateralen Netzwerkbildungen und die darauf aufbauenden transnationalen Bewegungen und Organisationen innereuropäische Europäisierungsprozesse entweder befördern oder ihnen Ausdruck verleihen konnten.
Zwischen 1844 und 1932 waren wenigstens 117 Mitglieder der Großen Mutterloge des eklektischen Freimaurerbundes als Repräsentanten von 37 europäischen Obedienzen tätig. Umgekehrt waren bei diesen 37 europäischen Großlogen im selben Zeitraum ebenfalls 117 Freimaurer als Repräsentanten der Frankfurter Großloge benannt.78 Geht man versuchsweise davon aus, dass alle Obedienzen mit 37 anderen europäischen Großlogen und Obersten Räten Beziehungen mit derselben Zahl an Vertretern unterhielten, dann wären innerhalb Europas zwischen 1850 und 1930 etwa 8.700 Freimaurer als Repräsentanten europäischer Obedienzen tätig gewesen. Vergleicht man diese Funktionselite mit den absoluten Mitgliedszahlen, zum Beispiel den rund 57.000 Freimaurern, die zwischen 1880 und 1923 in den Logenlisten des Grande Oriente d'Italia eingeschrieben waren,79 oder gar mit den 300.000 Mitgliedern, die die United Grand Lodge of England allein im Jahr 1930 gehabt haben soll, dann erscheint sie verschwindend klein.
Allerdings gehörten die Repräsentanten jeweils den erweiterten Großlogenleitungen an und bestimmten deren Kurs entscheidend mit. Sie waren somit Teil der Führungseliten der europäischen Freimaurereien. Sie hatten sich regelmäßig mit den Korrespondenzen und Protokollen ihrer jeweiligen Partnerorganisation zu befassen, in denen wiederum über andere Obedienzen berichtet wurde. Sie waren es, die für die institutionellen Verflechtungen der europäischen Freimaurereien standen, wenngleich sie sich in der Regel vor allem in Papierform mit ihren Partnern auseinandersetzten. Mit Leben erfüllten die Verflechtungen vor allem die gut 460 Personen, die als Delegierte auf den 16 internationalen Kongressen zwischen 1855 und 1932 insgesamt 83 (mitunter kurzlebige) europäische Obedienzen vertraten. Dort konnten sie in persönlichen Austausch mit anderen Delegierten treten. Quantitativ bedeutender als die Großlogenkongresse waren die internationalen Friedensmanifestationen und die Tagungen der Allgemeinen Freimaurer-Liga, auf denen sich jeweils mehrere hundert bis tausend Freimaurer versammelten. Allen Lagerbildungen und Abgrenzungen zum Trotz standen diese Teilnehmer für das "gelebte" "Europa der Freimaurer".80 Der innerfreimaurerische Europäisierungsschub, den die Intensivierung der bilateralen Beziehungen und vor allem die Kongressbewegung seit den 1890er Jahren nach sich zog, ist also nicht zu unterschätzen, wenngleich er sich derzeit noch nicht quantifizieren bzw. mit anderen Bewegungen vergleichen lässt. Wie sich die europaweiten Vernetzungen durch individuellen freimaurerischen Besucherverkehr, durch Repräsentationsverhältnisse zwischen Großlogen, durch internationale Tagungen und transnationale Organisationen auf das Europa-Bewusstsein von Freimaurern auswirkten, also auf das "gedachte" Europa, steht auf einem anderen Blatt.81
Anhang
Quellen
Ungedruckte Quellen
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Traulsen, Helmut: 75 Jahre Universelle Freimaurer-Liga, 1905–1980, Dortmund 1982.
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Vatri, Giuseppe M.: Il Rito scozzese da nazionale a universale (1802–1907): Documenti, costituzioni e guida rituale, Turin 2008.
Zuber, Otto: Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi (1894–1972), in: Quatuor Coronati Jahrbuch für Freimaurerforschung 32 (1995), S. 213–222.
Anmerkungen
- ^ Roberts, Freemasonry 1969, S. 323. Vgl. Prescott, Spatial Analysis 2000.
- ^ Melzer, Konflikt und Anpassung 1999, S. 66, sowie Lennhoff / Posner / Binder, Freimaurerlexikon 2006, S. 261, 300. Falls nicht eigens angegeben, stammen hieraus alle folgenden statistisch-organisatorischen Angaben zu einzelnen Obedienzen. Die "historische" erste Auflage des breit rezipierten Standardnachschlagewerks von 1932 ist online zugänglich (niederländische Navigation).
- ^ Bieberstein, Verschwörung 2002, S. 28–39; Katz, Jews and Freemasons 1970.
- ^ Biedermann, Meisterwort 1999, S. 138.
- ^ Beaurepaire, Europe 2002, S. 225; Beaurepaire., Universal Republic 2006.
- ^ Biedermann, Meisterwort 1999, S. 46.
- ^ Diese Netzwerkbildungen sind bisher nur in Ansätzen erforscht, so dass dieser Beitrag lediglich Grundlinien skizzieren und Forschungsdesiderate benennen kann. Die Verflechtungen der freimaurerischen Binnenstrukturen mit der "Außenwelt", das heißt anderen gesellschaftlichen, politischen und religiösen Bewegungen der Zeit (z.B. Pazifismus, Freidenkertum), können nur angedeutet werden.
- ^ Vgl. analog: Schönpflug, Dynastische Netzwerke 2010.
- ^ Für die Niederlande ist eine derartige Mittlerstellung des Großmeisters aus königlichem Hause in Ansätzen erforscht worden, vgl. Sande, Monarchy 2010. Zu den freimaurerischen Beziehungen zwischen dem englischen und dem schwedischen Königshaus vgl. Daniel, Networks 2007, besonders S. 34–37.
- ^ Kupferschmidt (zu ihm: Baxter, Quatuor Coronati Lodge 1918, S. 8) durfte sich lediglich Assistant Grand Secretary for German Correspondence nennen und war direkt dem Großsekretär der United Grand Lodge of England unterstellt. Proceedings of the United Grand Lodge of Ancient Free and Accepted Masons of England 9 (1895–1897), 1895-12-04, S. 157.
- ^ UGLE, FHL, Country File: Germany pre-1933; Historical Correspondence, Foreign Countries, Box 26:2, Folder B: Germany – Frankfurt, c. 1770–1910, 26|B|36, 38a, 41a; Historical Correspondence (Biog Room), Correspondence c. 1861–1892/1908 (incl. Wendt papers) with Grand Lodges of Frankfurt/M., Hamburg, and Hanover, Bundle "G.L. of Frankfort".
- ^ UGLE, FHL, Archives Stores, AS BY 359/4: German Correspondence, 1931–1934, 3 vol.
- ^ Die Repräsentanten bei und von der Frankfurter Großloge liegen für die Jahre 1844 bis 1932 (durchschnittlich) im Zweijahresabstand vor. Vgl. die Bestandslisten bzw. Mitgliederverzeichnisse der Großen Mutterloge des Eklektischen Freimaurerbundes (variierende Titel) in: Archiv LzE, FfM, Bestand Loge "Zur Einigkeit".
- ^ Beaurepaire, Europe 2002, S. 226.
- ^ Die Gesamtheit dieser vielfältigen Netzwerke, die von der modernen Forschung noch nicht erfasst worden ist, ließe sich für ganz Europa narrativ nicht darstellen, allenfalls statistisch-raumbezogen abbilden, etwa in einem Geohistorischen Informationssystem (Historisches GIS), vgl. die European Historical GIS Initiative.
- ^ Die Aussage stützt sich auf Durchsicht der Protokolle der United Grand Lodge of England, des Grande Oriente d'Italia, des Eklektischen Bundes sowie (teilweise) des Grand Orient de France, muss also nicht für alle europäischen Obdienzen gelten.
- ^ Der Zusatz "Ecossaise" drückt die Herkunft dieser Großloge aus dem Obersten Rat des "Schottischen Ritus" für Frankreich aus (eine geographische Beziehung zu Schottland besteht nicht).
- ^ So tauschte der Grande Oriente d'Italia seit 1883 Repräsentanten mit der Großen Landesloge und der Großen National-Mutterloge sowie seit 1889 mit der Großen Loge von Preußen aus. ASGOI, Decreti Sc. 2 Vol. 17 u. 19.
- ^ Der Grande Oriente d'Italia tauschte seit 1879 mit der dänischen und seit 1886 mit der schwedischen Großloge Repräsentanten aus. ASGOI, Decreti Sc. 2 Vol. 17.
- ^ Vgl. Lubelski-Bernard, Peace 1988, S. 82f. Ihre Lager- und Raumeinteilung in angelsächsische, "romanische" sowie "germanische" (Germanic) und skandinavische Freimaurereien ist allerdings zu holzschnittartig.
- ^ Der Ritus heißt in England lediglich "Ancient and Accepted Rite".
- ^ Überblick nach Naudon, Hauts grades 1993, S. 180–193.
- ^ Auch der Grand Orient de France praktizierte das 33-gradige Ritualsystem des Schottischen Ritus, ohne der Konföderation der Obersten Räte anzugehören.
- ^ Seit 1908 konkurrierten in Italien erneut zwei Oberste Räte des Schottischen Ritus: Zum einen der des Grande Oriente d'Italia, zum anderen ein daraus hervorgegangener Oberster Rat, der mit einer neuen Gran Loggia d'Italia verbunden war. Es gelang dem neuen Rat, internationale Anerkennung zu gewinnen.
- ^ Erwinia 1847; Erwinia 1848.
- ^ Compte Rendu (1855) 1856, S. 11f.
- ^ Congrès Paris 1889.
- ^ Conférence Anvers (1894) 1894; Conférence La Haye (1896) 1897; Congrès Paris (1900) 1901; Congrès Genève 1902.
- ^ Internationales Büro für freimaurerische Beziehungen, zeitgenössisch deutsch "Weltgeschäftsstelle".
- ^ Quartier-la-Tente, Weltgeschäftsstelle 1921, S. 3; Hoffmann, Bürgergesellschaft 2000, S. 309f.; Martin, Internacionalismo 1995, S. 359–361. Der Grand Orient de France lud 1900 nach Paris nur die Obedienzen ein, zu denen er Beziehungen unterhielt. Damit waren Deutsche und Angelsachsen von vornherein ausgeschlossen. Congrès Paris (1900) 1901, S. 3.
- ^ Amiable / Colfavru, Exposé 1890.
- ^ Congrès Bruxelles (1904) 1905; Conférence Bruxelles (1910) 1912.
- ^ Zum Folgenden: Naudon, Hauts grades 1993, S. 197–208; Vatri, Rito scozzese 2008, S. 33–72.
- ^ Dies wurde seitens des BIRM als Problem erkannt. Conférence Bruxelles (1910) 1912, S. 72.
- ^ Lennhoff / Posner / Binder, Freimaurerlexikon 2006, S. 755f.
- ^ Auf den Ordre mixte international 'Le droit humain' (Beaurepaire, Europe 2002, S. 245) kann hier nicht eingegangen werden.
- ^ I.) Réunion Schlucht 1907; II.) Réunion Bâle 1908; III.) Réunion Baden-Baden 1909; IV.) Manifestation Paris 1911; V.) Manifestation Luxembourg 1912; VI.) Manifestation Den Haag (1913) 1914.
- ^ Couturier, Bernardin 2000, S. 97–115; Hoffmann, Bürgergesellschaft 2000, S. 302–310.
- ^ Vgl. z.B. Manifestation Luxembourg 1912, S. 8; Manifestation Den Haag (1913) 1914, S. 54.
- ^ Vgl. Brechtken, Scharnierzeit 2006.
- ^ Conférence Paris I 1917; Congrès Paris II 1917. Vgl. Ferrer Benimeli, Sociedad 1989, S. 63–66.
- ^ Masonic Service (1917) 1916–1918.
- ^ Bulletin A.M.I. 1922–1939.
- ^ Combes, Relations maçonniques II 1994, S. 97–101; Combes, Relations maçonniques III 1994, S. 76–79; Beaurepaire, Europe 2002, S. 253–257.
- ^ Initiator war Sir Alfred Robbins (1856–1931), von 1913 bis 1931 der Vorsitzende des wichtigen Board of General Purposes der englischen Großloge. Harland-Jacobs, Empire 2007, S. 289f., danach auch Höhmann, Erinnerungskultur 2007, hier S. 24.
- ^ Richert, Landesgruppe 1986, S. 141f.; Traulsen, Freimaurer-Liga 1982, S. 14–21 (knappe Chronik).
- ^ Bulletin A.F.L. 1927–1930; La Heroldo 1931–1939.
- ^ So zumindest (ohne Quellenangabe) Marti, Hérésies maçonniques 1978, S. 103.
- ^ Melzer, Konflikt und Anpassung 1999, S. 178.
- ^ Manifestation Belgrad (1926) 1927.
- ^ Grand Orient de France, Paris, Archives, Fonds Russes, 92-1, No. 13657, fol. 11, 13, 16–17; Bulletin A.F.L. 1927–1930, Nr. 1, Okt. 1927, S. 1–8; Historique manifestations [1930], S. 33–35.
- ^ Enttäuschend: Zuber, Coudenhove 1995.
- ^ Banino, IXe manifestation 1929, S. 550.
- ^ Für Belgien vgl. dazu Lubelski-Bernard, Mouvements pacifistes 1977; Lubelski-Bernard, Peace 1988, S. 83, 92.
- ^ Vgl. z.B. die Freimaurer und Friedensnobelpreisträger Elie Ducommun (1833–1906, Nobelpreis 1902), Alfred Hermann Fried (1864–1921, Nobelpreis 1911) und Henri Lafontaine (1854–1943, Nobelpreis 1913).
- ^ Proceedings of the United Grand Lodge of Ancient Free and Accepted Masons of England 14 (1910–1912), 1913-12-03, S. 78f. Edward Augustus (1767–1820), seit 1799 Duke of Kent and Strathearn.
- ^ Als der Frankfurter Eklektische Bund 1911 Beziehungen zum Grand Orient de France aufnahm, ging er dieses Risiko ein.
- ^ Jackson, Rose Croix 1987, S. 185–192; Naudon, Hauts grades 1993, S. 199–204.
- ^ Schmidt, Bewertungsmaßstäbe 2002.
- ^ Melzer, Konflikt und Anpassung 1999, S. 92f.; Richert, Landesgruppe 1986, S. 147.
- ^ Beaurepaire, Europe 2002, S. 257.
- ^ Beaurepaire, Europe 2002, S.257.
- ^ Die "Charges Of A Free-Mason" von 1723 fordern in der Rubrik "Concerning God and Religion": "A Mason is oblig'd, by his Tenure, to obey the moral Law; and if he rightly understands the Art [= die Freimaurerei, JBg], he will never be a stupid Atheist, nor an irreligious Libertine. But though in ancient Times Masons were charged in every Country to be of the Religion of that Country or Nation, whatever it was, yet 'tis now thought more expedient only to oblige them to that Religion in which all Men agree, leaving their particular Opinions to themselves; that is, to be good Men and true, or Men of Honour and Honesty, by whatever Denominations or Persuasions they may be distinguish'd; whereby Masonry becomes the Center of Union, and the Means of conciliating true Friendship among Persons that must have remain'd at a perpetual Distance." Anderson, Constitutions 1723, S. 50.
- ^ Vgl. z.B. Sande, Monarchy 2010, S. 33.
- ^ "You may enjoy yourselves with innocent Mirth, treating one another according to Ability, but avoiding all Excess, […] or doing or saying any thing offensive, or that may forbid an easy and free Conversation; for that would blast our Harmony, and defeat our laudable Purposes. Therefore no private Piques or Quarrels must be brought within the Door of the Lodge, far less any Quarrels about Religion, or Nations or State Policy, we being only, as Masons, of the Catholick Religion above-mention'd; we are also of all Nations, Tongues, Kindreds, and Languages, and resolv'd against all politicks, as what never yet conduc'd to the Welfare of the Lodge, nor ever will." Anderson, Constitutions 1723, S. 54 ("Behaviour after the lodge is over and the brethren not gone").
- ^ Hoffmann, Bürgergesellschaft 2000, S. 308f.; Beaurepaire, Europe 2002, S. 236f.
- ^ Erst 1932 nahmen drei deutsche Großlogen – die Hamburger, Bayreuther und Frankfurter – die Beziehungen zur United Grand Lodge of England wieder auf.
- ^ Dies betont Baycroft, Nationalism 2010, S. 16.
- ^ Vgl. z.B. Hoffmann, Bürgergesellschaft 2000, S. 333–342.
- ^ Mebes, Toleranz 2007, S. 329f. (zitiert u.a.: Die Morgenröte der Reformation des 19. Jahrhunderts. Blätter für religiöse Reform und Humanität 12 (1889), H. 12, S. 177–180).
- ^ Conférence Bruxelles (1910) 1912, S. 13f.
- ^ Beaurepaire, Europe 2002, S. 239.
- ^ "L’Assmblée Maçonnique Internationale [...] exprime sa grande joie des progrès réalisés par la présente assemblée de la Société de Nations en vue de l’établissement d’une Paix universelle, et fait des vœux pour que les nobles principes qui ont été proclamés, soient, à bref délai, acceptés par l’ensemble des Nations. L’A.M.I. invite tous les adeptes de la Franc Maçonnerie à soutenir de toutes leurs forces les efforts faits par la S.D.N. pour assurer au monde une Paix politique, morale et sociale réelle par la collaboration loyale de tous les peuples." Bulletin A.M.I. 3 (1924), Nr. 12, S. 11. Zur freimaurerischen ideellen Unterstützung des Völkerbunds vgl. Ferrer Benimeli, Sociedad 1989, besonders S. 70; Martin, Asociación 1996, S. 458f.
- ^ Vgl. z.B. La Heroldo 4 (1932), Nr. 1, S. 4.
- ^ Vgl. Martin, Asociación 1996, S. 465–468.
- ^ Die Friedensmanifestation 1926 in Belgrad und der Konvent der A.M.I. 1932 in Istanbul waren Ausnahmen.
- ^ Ihre Amtsdauer variierte ebenso wie die Dauer der Repräsentationsverhältnisse insgesamt zwischen wenigen Jahren und mehreren Jahrzehnten.
- ^ Conti, Massoneria italiana 2003, S. 340. Für das Verbotsjahr 1925 liegen keine Zahlen vor.
- ^ Vgl. den programmatischen Titel von Beaurepaire, Europe 2002.
- ^ Vgl. Berger, Freemasonries 2010.
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